6.4.17 – Lesung & Votrag in Bamberg: Fluchtgeschichten Balkan

Ein Abend mit szenischer Lesung und Vortrag im Rahmen der Ausstellung “Inside Abschiebelager”.

WANN?

Am Donnerstag, den 6.4.2017 von 19 Uhr bis 22 Uhr

WO?

Kapitelsaal im Stephanshof, Stephansplatz 5

WAS?
Einige Aktivist*innen hatten kurz nach der Eröffnung der sogenannten
Ankunfts- und Rückführungseinrichtung in Bamberg mit den Menschen in der Einrichtung Kontakt aufgenommen und ihre Geschichten niedergeschrieben.
Das Kontaktfestival 2016 diente als Anlass, diese Geschichten von vier Schauspieler*innen der freien Theaterszene Bamberg in Form einer szenischen Lesung inszenieren zu lassen. Diese soll nun in Verbindung mit einem Expertinnenvortrag nochmals gezeigt werden:
Während die szenische Lesung viele Fragen stellt und auch offen lässt, soll im Anschlussvortrag zumindest ein Teil der Fragen beantwortet werden.
Der Vortrag mit dem Titel “Asylanträge ‚offensichtlich unbegründet‘ – Gibt es ’sichere Herkunftsländer‘ für Roma?” geht der Frage nach, wie sich die Situation von Roma in den sog. „sicheren Herkunftsstaaten“ der Balkan-Region darstellt. Die Referentin ist für die Madhouse gemeinnützige GmbH in München in der Beratung für Roma und Sinti tätig und wird im Vortrag ebenso auf die Ergebnisse einer Recherche-Reise in Serbien eingehen. Dabei wird aufgezeigt, wie sich die historische europaweite Benachteiligung von Roma heute in einer kumulativen Diskriminierung manifestiert und der Erklärung von Ländern zu „sicherer Herkunftsstaaten“ entgegen steht.
Die Veranstaltung dient auch als vertiefendes Angebot zur Ausstellung “Inside Abschiebelager”, die vom 16.März bis zum 7.April im Lichtspielkino Bamberg zu sehen ist.

Eintritt frei, Spenden erwünscht

Das Angebot ist öffentlich.
Einlassvorbehalt:
Die Veranstalter behalten sich vor, Personen, die rechtsextremen Parteien und Orga- nisationen angehören oder in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische Äußerungen aufgefallen sind, von der Veranstaltung auszuschließen.

Veranstalter*innen: Ak Politik Freund statt fremd in Kooperation mit dem Bündnis solidarity4all und dem Bayerischen Flüchtlingsrat

Facebooklink zur Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/763109070524166/ Bayerischer Flüchtlingsrat: http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/aktionen.html

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Verleihung des „Bayerischen Repressionpreises für die Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit“ an die Stadtverwaltung Bamberg

Am 9.02.17  wurde die Ausstellung zur ARE im Bamberger Rathaus eröffnet. Bei der Gelegenheit hat Solidarity 4 All gestern dem 3. Bürgermeister von Bamberg den Bayerischen Repressionspreis überreicht – der reagierte relativ aufgebracht.

Hier sind  2 Online-Artikel und die Presseerklärung zur Ausstellungseröffnung:

http://www.infranken.de/regional/bamberg/Inside-Abschiebelager-Fluechtlinge-zeigen-ihre-Wohnbedingungen-in-Bamberg;art212,2498664
https://www.br.de/nachrichten/oberfranken/inhalt/fluechtlinge-ausstellung-bamberg-102.html

 

Verleihung des „Bayerischen Repressionpreises für die Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit“ an die Stadtverwaltung Bamberg

Urkunde hier!

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Inside Abschiebelager“ hat am Donnerstag, den 9. Februar 2017, im Bamberger Rathaus die Verleihung des „Bayerischen Repressionpreises für die Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit“ an die Stadtverwaltung Bamberg stattgefunden. Für das kommende Jahr besteht Hoffnung auf einen positiveren Preis.

Die Ausstellung des Bayerischen Flüchtlingsrates zeigt das menschenunwürdige System der Abschiebelager und gibt einen Eindruck über die dortigen Lebensbedingungen. Nachdem einführend der 3. Bürgermeister Wolfgang Metzner, der Bayerische Flüchtlingsrat sowie das Ombudsteam der ARE gesprochen hatten, hielt auch Solidarity4All – Bündnis gegen Ausgrenzung und Abschiebelager eine Rede, das im August 2016 ein Protestcamp gegen die ARE veranstaltet hatte.

Das Bündnis thematisierte, dass die Menschen, die u.a. wegen Armut, Gewalt oder wegen Diskriminierung als Roma geflohen waren und im letzten Sommer in der ARE lebten, mittlerweile fast alle wieder abgeschoben oder zur sogenannten freiwilligen Ausreise gezwungen worden sind. Sie mussten zurück „nach Albanien, Bosnien, Mazedonien, Serbien und in den Kosovo. Zurück auf die Mülldeponien … oder in die Perspektivlosigkeit. Zurück in eine Situation in der Sie Opfer extremer sozialer Ungleichheit sind, in der viele von ihnen systematisch diskriminiert werden. Zurück in eine Situation, in der die meisten der Kinder keine Schule mehr besuchen werden.“

Außerdem wurde über die Auswirkungen dieser Abschiebungen und erzwungenen Ausreisen auf unsere Gesellschaft und unser aller Leben gesprochen: „Ich finde, wir sollten uns als Menschen identifizieren … Die wir alle nicht diskriminiert werden wollen…Ich plädiere dafür, dass wir überlegen, diskutieren und gemeinsam nach Lösungen suchen, wie eine solidarische Gesellschaft aussehen kann, die wir hier auch gemeinsam mit den Leuten aufbauen könnten und sollten, die gerade in der ARE leben müssen.“

Zum krönenden Abschluss der Rede wurde der „Bayerische Repressionpreis für die Unterdrückung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit“ stellvertretend für die Stadtverwaltung Bamberg an Herrn Metzner vergeben. Als Begründung hieß es: „Letzten Sommer hat die Stadtverwaltung Bamberg Demonstrationen und Kundgebungen gegen Abschiebungen nicht etwa unterstützt, sondern mit haarstäubenden Begründungen verboten oder an entlegene Orte verlegt. Es gab ein völlig unverhältnismäßiges Polizeiaufgebot. Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit sehen anders aus.“ Das Bündnis Solidarity4All hofft, dass es nächstes Jahr einen positiveren Preis verleihen kann und wertet die Unterstützung der Stadtverwaltung Bamberg bei der Ausstellung Inside ARE als positives Signal.

Solidarity4All – Bündnis gegen Ausgrenzung und Abschiebelager – Tel.: 0152 147 255 88

PM PDF Version

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Inside Abschiebelager – Fotoausstellung in Bamberg

Im Herbst 2015 wurden in Bamberg und Ingolstadt/Manching sog. Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen (ARE) eröffnet. Die Fotoausstellung Inside Abschiebelager des Bayerischen Flüchtlingsrats macht das menschenunwürdige System dieser Abschiebelager zum Thema. Konkret geht es um die Lebensbedingungen der Menschen und die Zustände in den Lagern. Veranschaulicht wird diese Situation, neben Fotos, durch persönliche Statements von Geflüchteten.

Vom 9. Februar bis zum 27. Februar im Bamberger Rathaus (Maximilianstr. 3 EG)
Ab 16. März in der Scheinbar Bamberg (Untere Königstraße 23, täglich ab 20 Uhr geöffnet)

Ausstellungseröffnung
Donnerstag, 9. Februar 2017 um 16:30 Uhr im Bamberger Rathaus, Maximilianstr. 3, EG
Es sprechen:
Wolfgang Metzner – 3. Bürgermeister
Bayerischer Flüchtlingsrat
Ursula Sowa für das Ombudsteam der ARE
Solidarity4All – Bündnis gegen Ausgrenzung und
Abschiebelager

Flyer als PDF hier!

Begleitveranstaltung:
„Entgleist am Hindukusch! Über Fluchtursachen in Afghanistan“
von Dr. Andreas Wilde. Dozent für Iranistik an der Otto-Friedrich Universität Bamberg.
14.02.2017 – 19:00 Uhr
An der Universität 11, Raum U11/00.16

Weitere Informationen hier: http://www.fluechtlingsrat-bayern.de/are-ingolstadt.html

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Auswertung Protestcamp Bamberg

4 Tage obdachlos in Bamberg gegen Ausgrenzung und Abschiebelager
Protest ohne Camp – eine Auswertung vom Solidarity4all Bündnis

Wir haben für August 2016 ein 4-tägiges Protestcamp gegen Abschiebelager in Bamberg vorbereitet und organisiert. Ein Camp konnte aufgrund der massiven Repression durch die Polizei und die Stadt Bamberg nicht stattfinden. Auch fast alle unsere Kundgebungen wurden verboten. Unser Protest fand trotzdem statt – unter erschwerten Bedingungen – und wir haben vielleicht das Beste aus der Situation gemacht.

Die Camp-Idee
Die Abschiebemaschinerie in Deutschland wurde seit dem Herbst 2015 massiv ausgebaut, Abschiebezahlen verdoppelt und Vorreiter war einmal mehr Bayern. Hier wurden die ersten so genannten Aufnahme- und Rückführungs-Einrichtungen (kurz ARE) gebaut – faktisch handelt es sich dabei um Abschiebelager. Das Abschiebelager in Bamberg wurde als s.g. Balkan-Zentrum, also primär für Menschen aus den zu sicheren Herkunftsstaaten erklärten Westbalkan-Ländern, eröffnet – zunächst mit einer Kapazität von 1.500 Personen. Seit September wurden von hier aus jede Woche Busse-Weise Menschen abgeschoben oder zur freiwilligen Ausreise gezwungen. Viele der Betroffenen sind Roma, die in ihren Herkunftsländern mit massiver Diskriminierung und Verfolgung konfrontiert sind. Nach den Menschen aus den Balkan-Ländern werden auch Geflüchtete aus weiteren Herkunftsländern betroffen sein, die als „sicher“ definiert werden.  Das war von Anfang an das Konzept der ARE.

Wir wollten vier Tage in Bamberg verbringen und die Abschiebungen sowie die Nötigungen zur „Freiwilligen Ausreise“ de-legitimieren. Wir wollten mit unserem Protest die Öffentlichkeit erreichen, aber vor allem auch Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck bringen und möglichst mit ihnen gemeinsam protestieren. Darüber hinaus wollten wir auch aus der eigenen Ohnmacht und Passivität herauskommen, in die uns befallen hatte, seit ab dem Herbst 2015 eine Asylrechtsverschärfung die andere jagte, ohne dass wir dem irgendetwas Vernehmbares entgegensetzen konnten. Und seit die Grenzen um die EU mit immer höheren Zäunen abgeschottet wurden.
Wir wollten zeigen, dass die Abschottung Europas mitten in Bamberg stattfindet und zumindest ein Zeichen dagegen setzen.
Die ARE in Bamberg war ein Ort, an dem sich viele Widerlichkeiten der asyl- und migrationspolitischen Gesamtlage nach dem „Sommer der Migration“ manifestierten: Ein isolierendes Lagersystem, ständig stattfindende Abschiebung, die volle Härte der rechtlichen Einschränkungen aus den Asylrechtsverschärfungen seit 2014 für die Menschen aus s.g. sicheren Herkunftsstaaten. Außerdem der sichtbare Erfolg der rassistischen Hetze von CSU gegen s.g. Wirtschaftsflüchtlinge vom Balkan und nicht zuletzt: Die reale Bedrohung für die in das Sammellager gezwungenen Betroffenen durch Naziterror, die durch die Aufdeckung von Anschlagsplänen und das Auffinden von Waffenarsenalen bei Bamberger Neonazis der Partei „Die Rechte“ offensichtlich wurde. Daher waren aus unserer Sicht der Protest an diesem Ort und eine Solidarisierung mit den von verschiedensten Ausschlussmechanismen betroffenen Menschen in der ARE richtig und notwendig.

Das Camp sollte Anfang August 2016 stattfinden auf einer Wiese möglichst nah am Abschiebelager, um den Kontakt mit den Leuten, die in der ARE leben mussten, zu ermöglichen.

Der Schwarze Block mit 2.000 gewaltbereiten Autonomen in Bamberg?
In monatelanger Arbeit haben wir mit wenigen Leuten ein 4-tägiges Protest-Camp gegen das Abschiebelager ARE in Bamberg vorbereitet – mit all der Infrastruktur, die eben zu einem Camp gehört. Da die geeigneten Camping-Wiesen in Nähe der ARE städtische Wiesen waren, traten wir in langwierige Verhandlungen mit der Stadt Bamberg. Diese Verhandlungen platzten schließlich am letzten Tag vor dem geplanten Beginn des Camps. In den Tagen vor Campbeginn erhielten außerdem verschiedene Anmelder*innen von Demos, Kundgebungen und Dauerkundgebungen Bescheide vom Bamberger Ordnungsamt – netterweise teilweise von Polizeibeamten persönlich an die Haustüre zugestellt. Alle Kundgebungen in der Innenstadt wurden laut dieser Bescheide verboten und alle auf ein und denselben Parkplatz an einer Schnellstraße verlegt. Auch Kundgebungen, die direkt an der ARE angemeldet waren, wurden auf diesen 300 Meter entfernten Parkplatz verlegt.

Demo-Routen wurden aus der Innenstadt verbannt. In haarsträubenden Gefahrenprognosen der Polizei war von 2.000 gewaltbereiten Autonomen die Rede. Die Bescheide zu den Kundgebungen und Demos, enthielten außerdem „Polizei-Informationen“ zu den jeweiligen Anmelder*innen mit höchst fragwürdigem Wahrheitsgehalt. Dabei handelte es sich ganz offensichtlich um Verfassungsschutzinformationen, die neben Unterstellungen und Behauptungen auflisteten, an welchen linken Kundgebungen und Demos die jeweilige Anmelder*in in der Vergangenheit teilgenommen hätte oder zu welchen anderen Linken sie Kontakt hätten. Zwei Anmelder*innen wurden als „ungeeignet“ vom Ordnungsamt abgelehnt.

Protest-Parkplatz
Aufgrund dieser Repressalien mussten wir unseren Protest auf einem Parkplatz starten, während solidarische Anwält*innen gegen die Bescheide klagten und Bamberger Aktivist*innen Schlafplätze organisierten. Durch die Verbote und Schikanen mussten wir sowohl die gesamte Infrastruktur als auch das Programm komplett umstrukturieren, was für die Organisator*innen extrem kräftezehrend und für viele, die anreisen wollten, demobilisierend war. Für diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten anreisten, war die Situation vielfach chaotisch, weil keine Struktur stand.
Im Rückblick ist für uns klar, dass wir uns bezüglich der Campwiese nicht auf eine Einigung mit der Stadt hätten verlassen dürfen. Trotzdem hatte die prekäre Parkplatz-Situation letztendlich ihr Gutes, da der Parkplatz nur 300 Meter von der ARE entfernt war und somit einen gemeinsamen Protest mit den Betroffenen aus der ARE ermöglichte. Das hätte im Rahmen eines weiter entfernt liegenden Camps kaum so gut funktioniert.

Durchführen konnten wir letztlich Kundgebungen direkt an der ARE (ein Novum für Bamberg), unangemeldete, spontane Kundgebungen und eine unangemeldete spontane Demo in der Innenstadt, eine angemeldete Demo mit 600 Leuten (die allerdings nicht in die Innenstadt durfte) sowie improvisierte Workshops, Diskussionen und Plenas auf dem Parkplatz und in kurzfristig organisierten Räumen Bambergs.

Was wir erreichen konnten und was nicht:

Doch keine 2.000 gewaltbereiten Autonomen
Dass eine Prognose der Polizei von 2.000 gewaltbereiten Autonomen, die für das Camp nach Bamberg kommen sollten, nicht nur unrealistisch, sondern eine politisch gewollte Delegitimierungs- und Einschüchterungsstrategie war, war für uns immer klar. Es nahmen an den meisten Tagen wohl 100 – 150 Aktivist*innen an den Protesten teil – an der Demonstration am Samstag etwa 600 Menschen. Das sind keine sehr hohen Zahlen.
Sicherlich war das Fehlen einer Camping-Wiese demobilisierend – v.a. für Menschen, die von auswärts anreisen wollten. Doch auch jenseits dieser „äußerlichen“ Erschwernisse – die Beteiligung war geringer, als wir erhofft und erwartet hätten. Wir fragen uns, ob man zu einem antirassistischen Protest in einer bayerischen Kleinstadt prinzipiell nicht mit mehr Beteiligung rechnen kann? In der Nachbereitung diskutierten wir, ob das Thema Migration, dass den Herbst 2015 und den darauffolgenden Winter stark prägte, schon im Sommer in einer linken Bewegung nur noch wenig mobilisierend war?!
Wir haben mit unserem Aufruf bewusst eine klare, radikale antirassistische und linke Position eingenommen. Obwohl wir offen zu dem Bündnis eingeladen haben, blieb die Beteiligung von eher bürgerlichen antirassistischen Gruppen größtenteils aus. Inwiefern das unsere Mobilisierungsfähigkeiten eingeschränkt hat, lässt sich schwer sagen – sicherlich wurde es jedoch für die Polizei und die Stadt Bamberg leichter, uns als linksradikale Gewaltäter*innen abzustempeln.

Gemeinsamer Protest mit den Leuten aus der ARE:
Bei der ersten Kundgebung, die schließlich direkt vor der ARE stattfinden konnte, kamen wir sehr gut in Kontakt mit vielen Leuten aus der ARE. Sie beteiligten sich teilweise mit spontanen Redebeiträgen an dieser ersten Kundgebung und verbrachten dann von Donnerstag bis Sonntag sehr viel Zeit mit uns zusammen auf dem Parkplatz: Wir halfen alle gemeinsam bei der VoKü , hörten und machten Musik, redeten, nahmen an Plena und Workshops teil. Auch an den weiteren Aktionen und Kundgebungen beteiligten sich Leute aus der ARE.

Wir hatten im Vorfeld große Sorgen, ob das klappen würde, da ein langfristiger Kontakt und eine gemeinsame Vorbereitung des Camps nicht möglich waren. Die Belegung der ARE wechselt häufig und die prekäre Aufenthaltssituation verhindert, dass die Menschen irgendetwas vorbereiten, das Wochen oder gar Monate in der Zukunft liegt. Der Kontakt mit den Leuten aus der ARE hat letztendlich besser geklappt, als wir zu hoffen gewagt hatten. Neben der räumlichen Nähe des Protests zur ARE waren hierfür sicher auch die Briefe an die Leute in der ARE, die wir vorher verteilt hatten, die Kundgebung direkt an der ARE und engagierte Übersetzer*innen entscheidend. Unsere Solidarität mit den Leuten in der ARE konnten wir ausdrücken und sie konnten sich an den Protesten beteiligen. Verändern konnten wir die Situation der Leute in der ARE leider nicht. Die meisten Menschen,  die wir kennengelernt haben, sind mittlerweile abgeschoben oder „freiwillig“ ausgereist. Außerdem waren sie Repressalien ausgesetzt, nachdem wir abgereist waren.

Kein gemeinsamer Protest mit den übrigen Bamberger*innen
Weniger gut geklappt hat der Kontakt mit den übrigen Bewohner*innen Bambergs. Schon im Vorfeld des Camps schlossen sich Stadträt*innen zusammen und forderten, dass all unsere Aktionen verboten werden müssten. Kurz vor dem Beginn unseres Protests wurde in der lokalen Presse besagte Gefahrenprognose der Polizei zitiert. In dem konservativen Klima einer bayerischen Kleinstadt waren die Voraussetzungen für Zustimmung zu unserem Protest von Anfang an schwierig. Durch das heraufbeschworene Gefährdungsszenario wurden jedoch zusätzlich die wenigen Leute, die die Zustände in der ARE kritisch beurteilten, von unserem Protest ferngehalten.

In der Bamberger Innenstadt waren wir sehr wenig mit unseren Inhalten präsent. Alle unsere im Vorfeld angemeldeten Aktionen in der Innenstadt waren verboten worden, ebenso eine Spontan-Demo. Letztendlich waren dann jedoch am Freitag mit Kundgebungen und einer Demonstration, die alle nicht angemeldet waren, mitten in der Innenstadt. Sehr wichtig für unsere Präsenz in der Öffentlichkeit, aber sicher nicht genug. Zu unserer Erheiterung hatte das Bamberger Rathaus am Freitag eine Stunde früher geschlossen – vorsorglich und zum Schutz der Mitarbeiter*innen.

Eine wichtige Frage bleibt für uns auch nach unserem Protest bestehen: Was könnte man tun, damit sich die Stimmung in der Bevölkerung Bambergs verändert? Diese Frage stellt sich auch Allgemein.
Generell sind Proteste gegen Abschiebungen in die Balkan-Länder in der deutschen Mehrheitsgesellschaft wenig anschlussfähig. Für uns als Bündnis solidarity4all war und ist jedoch die Solidarität mit den von mehrfachen Ausgrenzungsmechanismen betroffenen Menschen wichtig.

Mediales Echo
Die Regierung von Oberfranken twitterte Kommentare zu unseren Redebeiträgen (Alles nicht so schlimm in der ARE), was ganz klar zeigt, dass wir einen empfindlichen Punkt der Regierungspraxis getroffen haben. In der regionalen Presse fand unser Protest relativ viel Beachtung mit sehr unterschiedlicher Ausrichtung. Die Bamberger Zeitungs-Leser*innen kamen am Thema jedenfalls definitiv nicht vorbei. Auch überregional gab es Berichterstattung. In vielen Beiträgen standen die Demonstrationsverbote im Vordergrund, es wurde aber auch über das Abschiebelager berichtet. Ein Stück weit ist es uns also gelungen die Zustände in der ARE sowie die Abschiebungen zu skandalisieren.

Keine Versammlungsfreiheit in Bamberg
Das Ausmaß an Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, das wir in Bamberg erlebten, hätten wir so nicht einmal in Bayern für möglich gehalten. Einerseits waren die Verbote unserer Aktionen durchaus im Sinne weiter Teile der Bevölkerung Bambergs und spiegeln das erzkonservative Klima der Stadt wider. Zum anderen gehen wir davon aus, dass es letztlich ein planvolles Zusammenwirken von Bayerischem Innenministerium, Verfassungsschutz und Polizei gab. Gegen diese Repression wehrten wir uns im Vorfeld und während der Proteste mit zahlreichen Klagen gegen die Kundgebungs- und Demo-Bescheide. Ein Teil der Klagen war erfolgreich – ein Teil nicht. Ein Erfolg war z.B. dass wir unseren Kundgebungsort direkt vor der ARE juristisch durchsetzen konnten. Auch in Zukunft wird es jetzt in Bamberg möglich sein, Kundgebungen direkt an der ARE durchzuführen, was vorher immer durch das Bamberger Ordnungsamt abgelehnt wurde. Die Versammlungen in der Innenstadt und auch die Demoroute durch die Bamberger Innenstadt konnten wir zwar nicht juristisch durchsetzen, aber praktisch am Freitag durch zivilen Ungehorsam. Wenn allerdings schon eine Kundgebung in der Innenstadt Bambergs in diesen Tagen zu einem Akt des zivilen Ungehorsams wurde, muss uns das zu denken geben.
Das Innere der ARE ist eine Art rechtsfreier Raum – nicht einmal die wenigen Rechte, die Flüchtlinge theoretisch noch haben sollten, werden dort umgesetzt. Das konnten Anwält*innen dokumentieren, die während der Protesttage Beratung anboten. Die Struktur der Institution ARE macht es unmöglich, dass die Leute im Abschiebelager ihre Rechte wahrnehmen können. Unser Eindruck war, dass der rechtsfreie Raum in der ARE auch auf die Proteste gegen die ARE ausgeweitet wurde. Nach dem Camp traf die Repression noch einmal mehr Menschen aus der ARE, die an Protesten teilgenommen hatten. Uns macht das Ausmaß an Rechtsfreiheit in der ARE und an Versammlungsverboten, Polizeipräsenz und Repressalien Sorgen. Umso wichtiger, dass wir weiter machen und dem in Bamberg etwas entgegensetzen.

War das jetzt der große Wurf?
Unser Protest in Bamberg war ein Baustein zwischen Kämpfen die schon geführt wurden und Kämpfen die kommen werden. Unser Protest fand unter schwierigen Bedingungen statt und wir haben vielleicht das Beste aus der Situation gemacht.
Die ARE Bamberg soll noch größer werden und in ein s.g. „Ankunftszentrum“ integriert werden. Es soll damit eines von 24 „Ankunftszentren“ bundesweit und das erste in Bayern sein. In diesen „Ankunftszentren“ werden die Geflüchteten unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland sortiert und in „gute“ oder „schlechte“ Flüchtlinge eingeteilt. Diejenigen „mit schlechter Bleibeperspektive“ sollen direkt von hier aus wieder abgeschoben werden. In Zukunft werden weitere Gruppen betroffen sein.
Ein Protest gegen diese Abschiebelager, Abschiebungen, Rassismus und kapitalistische Verwertung insgesamt muss weiter gehen und breiter werden – in Bamberg und überall. Es gilt Strategien hierfür zu basteln und in die Praxis umzusetzen, aus den neuen Fehlern und Erfolgen zu lernen und weiter zu machen.
Wir planen weitere Veranstaltungen und Aktionen in Bamberg – einen Aktionstag wird es im Frühjahr 2017 geben.

Bündnis Solidarity4all

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Offener Brief an die Stadt Bamberg bezüglich Repression während des Protestcamps

Offener Brief Solidarity4all

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Petition für ein Bleiberecht für Roma

Wir möchten hier auf eine wichtige Petition des Bundesromaverbandes aufmerksam machen, bitte unterzeichnen:

ENDLICH EINE LÖSUNG FÜR GENERATIONEN FINDEN: BLEIBERECHT FÜR ROMA IN DEUTSCHLAND

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Infos: Samstag 6. August

Mit zahlreichen BewohnerInnen der ARE sind wir gerade vom „Camp“ in der Pödeldorfer Straße gestartet und laufen zum Demoauftakt am Bahnhof. Wir lassen uns unseren legitimen Protest nicht verbieten! Wir machen noch bis morgen.
PROGRAMM AUF UNSEREM KUNDGEBUNGSPLATZ:

HEUTE
18 UHR: Von wegen Sicher – Veranstaltung zur Situation in den vermeintlich sicheren Herkunftsstaaten
Dejan Markovic, Aktivist im Forum Roma Srbij, (Belgrad)

22 UHR: Film: The Awakening (das Erwachen)
Geflüchteteninitiative Alle Bleiben

MORGEN:
10 UHR: Erfahrungs- und Aktionsaustausch – Antirassistische Bewegung. Was läuft schon und wie weiter?

13 UHR GEMEINSAMER ABBAU

+++++
Tag 3 der Proteste. Wir machen uns langsam fertig, die ersten Workshops laufen und um 13 Uhr startet dann die Demonstration. Wir haben die vor dem VGH zum Teil gewonnen und werden mit der Demo vom Bahnhof bis zur ARE laufen.

Nummer vom EA: 0152 14710386
Info-Telefon: 0152 14725588

Um 18 Uhr findet am Parkplatz in der Pödeldorfer Straße die Veranstaltung mit Dejan Markovic aus Belgrad zur Situation in den vermeintlich sicheren Herkunftsstaaten statt

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Und wir waren doch in der Innenstadt!

Heute Nachmittag gegen 16 Uhr versammelten sich trotz der Verbotspolitik der Stadt und der Polizei, 200 Menschen in der Fußgängerzone im Zentrum Bambergs. Dort fanden meherer spontane nicht angemeldeten Kundgebungen statt, um die Bevölkerung über unseren Protest zu informieren.

Die Kundgebungen in der Fußgängerzone vereinten sich zu einer lautstarken und bunten Spontandemonstration, welche in der inzwischen angemeldeten Kundgebung am „Kranen“ endete. Um 19 Uhr zog schließlich ein angemeldeter Demonstrationszug Richtung Heinrichsaal zur Podiumsdisskusion.

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Demo und Veranstaltung Freitag Abend (5.8)

Um 19 Uhr findet in der Bamberger Innenstadt eine Demonstration statt. Diese geht „am Kranen“ los und läuft dann zum Veranstaltungsort (Heinrichsaal) in der Kleberstraße. Außerdem gibt es ab jetzt Essen an unserem Kundgebungsplatz in der Pödeldorfer Straße.

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Pressemitteilung 05.08.16: Camp Bamberg: „Wir lassen uns nicht einschüchtern!“

Versammlungsrecht wird mit Füßen getreten / Route der morgigen Demonstration ist beim VGH anhängig.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat heute Vormittag eine Beschwerde gegen das Demonstrationsverbot in der Innenstadt aus formalen Gründen abgelehnt. Das Protestcamp darf deshalb heute keine Kundgebung auf dem Bamberger Schönleinsplatz gegen die menschenunwürdige Behandlung der Flüchtlinge im Abschiebelager durchführen.

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